Dem Konzept der 'Affordanz', das insbesondere durch den Wahrnehmungspsychologen James J. Gibson gepr?gt wurde, liegt die Auffassung zugrunde, dass der Umwelt und ihren nat?rlichen wie artifiziellen Objekten 'Angebote' inh?rent sind, die von Lebewesen unmittelbar wahrgenommen werden k?nnen und einen entsprechenden Umgang mit ihnen erm?glichen. In Designtheorie und Soziologie ist dieser Ansatz breit rezipiert worden, um sowohl Fragen nach einem spezifischen Umgang mit Material als auch nach Handlungsprivilegien im Kontext von Subjekt-Objekt-Dichotomien zu diskutieren. Innerhalb der Kultur- und Literaturwissenschaften wurde das Konzept dazu herangezogen, um die Relationen zwischen Artefakten wie Bildern oder Texten und ihren sozialen wie materiellen Bedingtheiten - gerade in ihrer Wechselseitigkeit - zu bestimmen. Im Hinblick auf die Untersuchung von Texten kommt dem Konzept der Affordanz in seinem Verh?ltnis zu Form eine zentrale Rolle zu.
Der von Jutta Eming, Claire Taylor Jones und Carolin Pape herausgegebene Sammelband widmet sich diesem Konzept. Er geht auf eine im Juli 2022 veranstaltete internationale und interdisziplin?re Tagung zur?ck und stellt die dort diskutierten Ans?tze vor, M?glichkeiten und Grenzen des Konzepts der Affordanz und seiner Verbindungen zu Formen auszuloten. Im Zentrum der Auseinandersetzung stehen die Affordanzen erz?hlter Materialit?ten innerhalb verschiedener Erz?hltexte, au?ertextueller Objekte wie Ausstellungsgegenst?nden oder Schrifttypen, spezifischer Gattungen, Textsorten und Schreibweisen sowie textinh?renter Strukturen.