Kann man an der Zimmerdecke schlafen? Kann man unter die Tapete gehen? Nur Gedichte k?nnen so etwas, denke ich. Mich hier und zugleich dort sein lassen. Die Sprache dehnen, ohne da? es auch nur im mindesten gedehnt aussehen w?rde. Mich anregen, vorbehaltlos in die Verse einzutauchen, von mir abzusehen, f?r Momente jedenfalls. Selbstvergessenheit. Nachdenken. Die Lust des Staunens.
Manchmal gen?gt der eigene Schreibtisch. Ein Blick auf Zettel, Stifte, die Maserung des Holzes - und schon nehmen die Assoziationen ihren Lauf. Nico Bleutge tastet der Bedeutung von W?rtern und historischen Schichten nach. Seine S?tze schenken uns ?berraschende Verbindungen und machen etwas sp?rbar von der Lust der Wiederholung. Ob es sich um ein Gedicht von Elizabeth Bishop handelt, ein Bild des niederl?ndischen Malers Jacques de Gheyn II. oder einen Ged?chtnissplitter aus der Kindheit - stets verkn?pft er den genauen Leseblick des Dichters mit autobiografischen Erkundungen und Reflexionen ?ber Erinnerung und Sprache. In seinen Essays und Skizzen taucht Bleutge in die Sprachwelten anderer Dichterinnen und Dichter ein und bringt dabei zugleich Gedanken ?ber das eigene Schreiben an die Oberfl?che. Hier lauscht er den morgendlichen Fliegen am Fenster, vertraut der Kraft der Imagination und wird am Ende selbst zur Fliege. Dort versucht er dem Staunen der Tiere auf die Spur zu kommen. So wie Tiere immer ein Moment des Anderen, des Ungleichen an sich haben, suchen diese Texte nach dem Geheimnis der Ph?nomene, drehen das scheinbar Bekannte, um es uns neu sehen zu lassen.