Rolf Peter Sieferle legte 1994 diesen Gro?essay zum "Schlachtfeld der Geschichte" vor, in dessen Zentrum das gegen?ber dem universalistischen Projekt des "Westens" widerst?ndige Deutschland mit seinem Traum vom eigenen Weg steht. Er zeigt, wie die beschleunigte Moderne in ihrer seit hundert Jahren anhaltenden, st?ndigen "Flucht nach vorne" wachsende Problemberge vor sich herschiebt, zu deren Bew?ltigung sich die alten Ideologien des Liberalismus, des Sozialismus und des Nationalismus immer wieder transformieren und dabei neue Paradoxien produzieren. Im ewigen Widerstreit zwischen Universalismus (Proklamierung des Allgemeinen) und Partikularismus (Proklamierung des Besonderen) treten sich dabei zwei Geschichtskonzeptionen unvers?hnlich gegen?ber. Mit ihnen sind verschiedene Ordnungen verbunden: der Leviathan, eine Herrschaft des Rechts und der absoluten Macht, welche in die Diktatur m?nden kann und der Behemoth, bei dem die individuelle Freiheit sich in Chaos zu verwandeln droht. Fluchtpunkt des Heils vor den herannahenden Umwelt- und Ressourcenproblemen wird schlie?lich die von einer globalen Zentralregierung gef?hrte universalistische Weltvereinigung. Hinter dem R?cken dieser angeblich rettenden Gro?instanz setzen sich mit dem Verlust der Nationalstaaten unvermeidbar wieder die urspr?nglichen Kollektive famili?rer Clans und tribalistischer St?mme durch und widerrufen somit einen zweitausendj?hrigen Proze? der Zivilisation. Sieferle beschreibt in seiner 'Theorie des gegenw?rtigen Zeitalters' (Hans-Christof Kraus), da? damit der Partikularismus im Namen des Universalismus siegt: nicht zugunsten der Freiheit, aber mit gesellschaftlicher Desintegration als Folge.