"Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen." Mit diesem Eid beginnt der junge Enno Gerhards, Protagonist des Romans "Bodennebel. Ende einer Zukunft" von Gerhard Ludwig, im Frühjahr 1968 seine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr. Die politische Situation der beiden deutschen Staaten ist heikel, denn es kursieren Gerüchte über die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf dem Gebiet der DDR. Es ist die Zeit des Kalten Kriegs. Als eine inoffizielle Aktion in Berlin unplanmäßig verläuft, gerät Enno Gerhards unvermittelt zwischen die Fronten verschiedener Geheimdienste. Plötzlich ist der couragierte Soldat im Visier von Stasi und KGB. Als er im eigenen Lager einen Skandal aufdeckt und sich aus moralischen Beweggründen gegen militärischen Gehorsam entscheidet, hat er auch innerhalb der eigenen Armee mächtige Feinde. Eines Tages findet er schwer verletzt im Krankenhaus wieder.
Dort aufgewacht muss der junge Soldat Enno Gerhard feststellen, dass er sein Kurzzeitgedächtnis fast vollständig verloren hat. Aus bruchstückhaften Erinnerungen versucht er, von schrecklichen Albträumen geplagt, die vergangenen Monate zu rekonstruieren. Und schnell wird ihm klar, dass es um mehr geht als um seine ganz persönliche Geschichte.
Der Autor Gerhard Ludwig erzählt in seinem Roman eine weitgehend autobiographische "Zeit-Geschichte". Wie der Protagonist seines Romans, hatte auch der Autor eine Soldatenlaufbahn eingeschlagen, genoss eine Spezial-ausbildungen und wurde rasch befördert. Als Oberstleutnant entschloss er sich nach einem traumatischen Erlebnis zur totalen Abkehr von der Bundeswehr. Sein Buch ist keine Anklage, sondern ein Zeugnis deutscher Geschichte in dem besonderen Mikrokosmos Bundeswehr. Und es zeigt, dass man als Individuum immer eine Wahl hat, auch im gefährlichen Spannungsfeld von Kameradschaft, Gehorsam, Gewissen.