Die therapeutische Beziehung Therapeut - Klientin ist fast zwangsl?ufig gepr?gt durch N?he und Intimit?t. Und es besteht dadurch grunds?tzlich die Gefahr von Abh?ngigkeiten mit mehr oder weniger erotischer Pr?gung, die Freud schon 1914 in seinen "Bemerkungen ?ber die ?bertragungsliebe" zum Thema machte.
Obwohl die Abstinenzregel private Beziehungen allgemein und jegliche sexuelle Kontakte mit Patientinnen ausschlie?t, kommen der "Mi?brauch auf der Couch", dem "Arbeitswerkzeug" des Psychoanalytikers, aber auch sexuelle ?bergriffe in angrenzenden Disziplinen des Gesundheits- und Sozialwesens (Medizin, Psychiatrie, Seelsorge, Sozialp?dagogik) relativ h?ufig vor. Wie empirische Studien z.B. in den USA und in Deutschland belegen, hat etwa jeder zweite Psychotherapeut schon mindestens einmal eine Patientin in Therapie gehabt, die von einem Kollegen mi?braucht wurde.
Dieses Buch ?ber die Hintergr?nde sexueller ?bergriffe, ?ber Folgesch?den und Ma?nahmen zur Vorbeugung sowie Folgetherapien f?r Therapeuten und missbrauchte Patientinnen ist "geradezu eine Pflichtlekt?re f?r alle psychotherapeutisch T?tigen" (Report Psychologie), unabh?ngig davon, welchen therapeutischen Schulen (Psychoanalyse, Verhaltens-, Gespr?chs-, Gestalttherapie) sie sich zuordnen. Nur die Integrit?t des Therapeuten kann garantieren, da? Patientinnen - und weitaus seltener - Patienten, die in einer seelischen Notlage nach Hilfe suchen, nicht noch Opfer ausbeuterischen Verhaltens ihrer "Helfer" werden.